Jack O Latern Halloween

Früher, in rauhen, fast vergessenen Zeiten, als die Welt noch dunkel und die Menschen roh waren, wohnte im fernen Irland ein Hufschmied. Die Leute nannten ihn Jack. Und da er allein war, keine Verwandten und Freunde hatte, so trank er gern und viel, um sein Elend zu vergessen. Seine Natur wurde durch den Alkohol noch gewaltsamer, seine Begierde stieg von Tag zu Tag. Bösartigkeiten, Schlägereien, Wutausbrüche waren sein Tagwerk. Die Menschen fürchteten ihn, die Tiere gingen ihm aus dem Weg, die Sonne versteckte sich hinter den Wolken, wenn Jack kam.
Doch eines Abends, als Jack wie gewohnt in seinem Pub saß, sein siebtes Guinness trank und Scotch dazu, da erschien an der Eingangstür eine noch düstere Gestalt. In langem, schwarzen Mantel und mit tief ins Gesicht gezogenem Hut trat der Mann mit festem Stiefeltritt ist Lokal. Sein Blick schweifte einmal im Rund und blieb auf Jack hängen. Ohne zu zögern schritt er auf den Hufschmied zu, setzte sich neben ihn und sagte: „Hi Jack. Ich bin´s. Ich bin gekommen, um dich mitzunehmen. Deine Zeit ist um.“ Jack, wendete seinen Kopf zu dem Mann, hörte seine Worte und begann laut zu lachen. Dabei schlug seine Hand auf den Tresen, sodass die Gläser wackelten. Der schwarze Mann ließ sich nicht beeindrucken, fasste Jack am Arm und wollte ihn mitnehmen. Da wurde es dem Hufschmied zu bunt. Er riss seinen Arm los, holte aus und schlug… ins Leere. Verdutzt schaute er die schwarze Gestalt an. Noch einmal versuchte er sein Glück, doch wieder schlug er durch den Mann hindurch, als ob er in die Luft fasste. Jack fiel verwirrt und fassungslos auf seinen Barhocker zurück. Hatte er zu viel Alkohol getrunken? Der Mann mit dem schwarzen Mantel lächelte und sagte: „ Es hat keinen Sinn, Jack. Komm lass uns gehen.“
Jetzt dämmerte es dem Hufschmied. „Du bist der Teufel“, sagte er. Und als der dunkle Mann bestätigte, griff sich Jack wie von Schmerzen geplagt an seinen Kopf. „Was willst du?“ „ Dich Jack, nur dich!“ erwiderte der Teufel. Jacks Kopf rauschte. Noch ein wenig Verstand war ihm geblieben als er sagte: „Höre, bevor wir gehen, muss ich noch zahlen.“ Doch der Hufschmied hatte kein Geld. Der Teufel, dem es nun langsam zu anstrengend mit Jack wurde, war gereizt und erwiderte: „Gut, dann werde ich mich zur Silbermünze verwandeln.“ Gesagt getan, der Teufel verwandelte sich flugs in das Geldstück und geistesgegenwärtig steckte Jack die Münze in seine Brieftasche, anstatt sie dem Wirt zu geben.
Dort aber, trug er das einzige Andenken, welches ihn an seine leibliche Mutter erinnerte. Es war ein kleines silbernes Kreuz, das seine Mutter während ihres ganzen Lebens um ihren Hals an einer silbernen Kette getragen und kurz vor ihrem Tode ihrem einzigen Sohn vermacht hatte. Nun war der Teufel gefangen. Er fluchte und schimpfte, es stank nach Pech und Schwefel, aber er konnte nicht mehr heraus. Dann versuchte er sich aufs Flehen. Jack aber zwang dem Teufel ein Versprechen ab. Er sollte ihn zum angesehensten Hufschmied im ganzen Land machen, sodass er reich und mächtig werde. Nach zähem Verhandeln gab der Teufel nach, Jack ließ ihn aus der Brieftasche entkommen und dieser suchte das Weite.
Die Jahre vergingen und Jack wurde ein angesehener Hufschmied. Er hatte Haus und Hof, war reich und mächtig und besaß Einfluss. Doch sein Charakter wurde nicht besser, eher noch schlimmer. Lug und Betrug waren die Grundpfeiler seines Reichtums, Menschen waren für ihn nur Mittel zum Zweck und Freunde hatte er nach wie vor keine. Eines Tages erschien der Teufel erneut, um ihn zu holen. „So kann es nicht weiter gehen“, sagte der Teufel: „deine Zeit ist abgelaufen, du hast zu viel Unheil angerichtet hier auf der Erde. Lass uns gehen.“ Jack, der absolut keine Lust hatte, sich in die Hand des Teufels zu begeben, verlegte sich auf Bitten und Betteln. Doch der Teufel gab keine Ruhe. Er bestand auf seinem Recht. Da versuchte es Jack erneut mit einem Trick. Er fragte den Teufel, ob er vielleicht auf seine lange Reise noch einen Proviant mitnehmen dürfe, da er sonst die Strapazen nicht verkraften würde. Der Teufel willigte ein.
Nun stand neben dem Haus von Jack ein großer Apfelbaum, behangen mit roten süßen Äpfeln. Da aber die Kinder aus der Nachbarschaft schon alle Äpfel an den unteren Ästen abgepflückt hatten, hingen die saftigen Früchte weit oben in der Krone.
Jack klagte: „Ich bin alt und gebrechlich, ich schaffe es nicht mehr hinauf in den Wipfel des Baumes. Kannst du mir nicht einen oder zwei von den süßen Äpfeln herunterholen?“ so sprach er zum Teufel und weil der Teufel auch selbst gern Äpfel aß, willigte er ein und kletterte den Baum hinauf. Kaum war er oben angekommen, da nahm Jack sein altes scharfes Jagdmesser und schnitzte eins zwei flugs ein Kreuz in den Stamm des Baumes. Der Teufel aber zischte und spie Feuer. Er schrie und beschimpfte Jack, denn er wusste sofort, dass er auf dem Baum gefangen war. Jack lachte unten auf der Erde, er krümmte sich geradezu bis ihm die Tränen in die Augen schossen. „Hab ich dich, du Mistkerl. Wolltest mich wohl braten, da unten in deiner Hölle. Aber daraus wird nichts, du wirst hier auf meinem Apfelbaum verrecken, bis dich der Teufel holt.“ so rief er es nach oben und bog sich erneut vor Lachen. Als er sich beruhigt hatte fing der Teufel an mit ihm zu verhandeln. Und Jack gab nach. Der Teufel versprach ihm, ihn in alle Ewigkeit in Frieden zu lassen und niemals, niemals wieder Hand an ihn zu legen. Da ließ Jack in gehen.
Es vergingen die Jahre und Jack wurde alt und schwach. Da kam der Tod eines Tages, um ihn zu holen. Jack wehrte sich nicht, sondern ging mit ihm, weil er keine Kraft mehr hatte. Kurz darauf klopfte er an der Himmelspforte, um Einlass bittend. Aber die Engel lachten nur und wiesen ihn zurück. Denn sie wussten, wie viel Böses der Hufschmied auf der Erde angerichtet hatte. Gnädig zeigten sie ihm den Weg zur Hölle. Und als Jack dort ankam, bat er auch dort um Einlass. Abermals wurde er abgewiesen und das Höllentor vor ihm verschlossen. Jack war verwundert und klopfte noch einmal. Da öffnete der Teufel persönlich das Tor. „Was willst du Jack?“ fragte der Teufel. Und als Jack sein Anliegen hervor brachte, begann der Teufel laut zu lachen: „Ich musste dir auf deinem Apfelbaum schwören, dass ich dich in alle Ewigkeiten in Ruhe lasse. Du kannst nicht zu mir in die Hölle kommen.“ so sprach der Teufel und verschloss das Tor abermals.
Nun stand Jack da, im Dunkeln, allein, frierend, ohne einen Ort, an dem es Menschen gab. Jetzt wurde es dem Hufschmied bewusst, dass er verloren war. Alle seine bösen Taten liefen wie ein Film durch seinen Kopf und ihm wurde klar, dass er sich selbst sein Elend geschaffen hatte. Seine ganze Gestalt brach in sich zusammen. Eine bedauernswerte jämmerliche Kreatur war aus dem einstmals starken selbstsicheren Jack geworden. Sein Wesen war zerbrochen und seine Gestalt ein schwacher kläglicher Geist. Frierend und zitternd stand er in der Dunkelheit, Tränen rannen ihm über das Gesicht, als er noch ein drittes Mal an die Höllenpforte klopfte. Der Teufel ließ sich Zeit. Doch als er öffnete, da hörte er die leisen Worte des Geistes: „Hilf mir bitte.“ Das ging nun sogar dem Teufel an sein Herz und er überlegte einen Moment. Er ging weg und kam nach einem kurzen Augenblick zurück. In seinen Händen trug er eine glühende Kohle. Diese strahlte Licht und Wärme aus. „Hier nimm diese Kohle, sie wird dich leiten und dir für dein Herz etwas Wärme geben, auf deinem einsamen ewigen Gang zwischen den Welten durch die Dunkelheit.“ so sprach der Teufel. Jack holte aus seiner Tasche eine Rübe heraus, die er als Notzehr bei sich trug. Schnell höhlte er sie aus und der Teufel legte die glühende Kohle hinein. Dann schloss sich das Höllentor für immer. Dunkelheit und Kälte umgaben von jetzt an Jack. Er stand noch lange dort, bevor er sich auf seinen endlosen Weg machte, bis ihn irgendwann einmal die Gnade erreichen würde und sich eine liebende Seele auf der Erde für ihn im Gebet einsetzt, um ihn zu erlösen.
Und seit dieser Zeit, kann man, in den Tagen um Halloween, wenn die Schichten zwischen den Welten dünn sind, viele Jacks durch die Dunkelheit wandern sehen, mit ihren leuchtenden Kürbissen oder Rüben, die ihnen ein wenig vom Licht und Wärme für das Herz spenden. Und wenn Du solch einen Geist wahrnimmst, bete für ihn, denn nur dann kann ihm Gnade und Erlösung widerfahren.
Nach der Legende von Jack O Latern Halloween erzählt von Ines Sperling 31.10.2013