Gedanken zur Tradition im Umgang mit Verstorbenen

Gedanken zur Tradition im Umgang mit Verstorbenen

Die Hausaufbahrung –
Gedanken zu Tradition und Umgang mit unseren Verstorbenen

Stück für Stück nähere ich mich dem Thema Tod. Ich strecke meine geistigen Fühler aus, um den Raum den das Thema einnimmt zu erfühlen und auszuloten. Ich stoße dabei auf unbekanntes Land, auf Gebiete, die unbewirtschaftet liegen, die von wildem Wuchs zugewuchert, zum Teil überwildert wurden und fast vergessen scheinen. Ich stoße an scheinbare Grenzen, wo menschlicher Geist unüberwindbaren Barrieren gegenüber steht, wohlwissend, dass eben diese Grenzen das große Geheimnis des Todes verbergen. Und ich folge den klaren ausgetretenen Wegen, die Generationen vor uns erschaffen haben, durch ständige Wiederholung festgestampft, durch menschliche Erfahrungen verbessert, tradiert zum Wohle der Gemeinschaft und der nächsten Generationen, die dadurch Struktur und Sicherheit im Handeln bekommen. Hier bleibe ich stehen, möchte mich umschauen.

Traditionen im Umfeld des Themas Tod. Traditionen des Umgangs mit unseren Verstorbenen. Rituale für die Totenfürsorge, für die Beisetzung und die Trauer. Gewachsen sind diese Traditionen und Rituale auf unserer Weltanschauung und die sich dadurch ergebenden Konsequenzen im Umgang mit dem Leben und dem Tod. Drei große Strömungen kann man in unserem Kulturkreis erkennen. Die ursprünglich germanisch nordischen und keltischen sowie Einflüsse der slawischen Ansichten vom Leben, Tod und Jenseits, die später als die heidnischen Gedanken, Traditionen und Handlungen bezeichnet wurden. Sie sind durch die Christianisierung Europas überlagert, teilweise übernommen, verändert, verdrängt, ja sogar bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt wurden. Dennoch hat sich ein Gedanke in dieser Entwicklungslinie erhalten, wenngleich auch teilweise anders ausgedeutet; das Leben geht nach dem Tode weiter, der Zeitpunkt des Todes ist nicht das Ende. Ein spiritueller Blick ins Jenseits schließt sich an, unser Geist wird die Barriere überschreiten, gegebenenfalls bewusst oder im traumartigen Vorbewusstsein dämmernd, dennoch emotional erlebend. Visionen, die ausgedeutet in der ersten und zweiten spirituellen Variante entweder Freude oder Schrecken auslösen, Himmel und Hölle beschreibend und explizit Einfluss nehmen auf das Leben im Hier und Jetzt.

Der dritte Strang findet sich in der Aufklärung, die das Experiment zur Hilfe nahm, um genau all jene Annahmen zu bestätigen oder zu widerlegen. Leider klappt dies an der Schwelle des Todes nicht in dem Maße, wie sich die Wissenschaft, die modernste aller Religionen, es sich ausgedacht hatte und so wird treu dem Postulat: Materie über Geist, die These formuliert: Stirbt der Mensch, so stirbt auch sein Bewusstsein. Was man nicht messen, wiegen, beobachten kann, existiert nicht. Dem ist nicht viel hinzuzusetzen, denn damit ist der Tod der Punkt, das letzte Wort, der Schluss, das Ende. Danach kommt NICHTS. Solcherlei denken ist modern, weltoffen, aufgeklärt und aus der These wird die Wirklichkeit erschaffen. Zumindest für die Menschen, die eingebunden in alltägliche lebenssichernden Handlungen, wie Arbeit, Essen, Fernsehen J, sich erst kurz vor Eintritt des Todes Gedanken über den Tod machen und dann sich erinnern, da war doch was, ach ja, da war NICHTS.

Und so hat uns unsere Kultur zu einem Stand gebracht, der den Tod verachtet, fürchtet, ignoriert und auf Teufel komm raus, verdrängt. Unwissend über dieses Thema wandeln wir ziellos durch unsere Erdenleben, materielle Besitztümer anhäufend, verloren der Blick fürs Ganze, verloren die Vision, das große Ahnen, die Ahnung, die Verbindung mit unseren Ahnen. Der Bogen über die Generationen ist gerissen, Individualismus hat den höchsten Wert genommen und  tote Materie regiert über lebendigen Geist. Ein Werk des Satans, der Gott seine Macht über die Menschen beweisen will? Ups da bin ich zurückgesprungen in die zweite Linie, die Interpretation der Religion.

Doch schauen wir uns den Status Quo genau an. Wie funktioniert sterben heute. Wie sieht der Tod aus? In den meisten Fällen wird Sterben mit Krankheit in einem Zungenschlag erwähnt. War dies früher die Ausnahme, so ist es heute notwendige Bedingung für den Tod, natürlich mit Ausnahme von Unfällen. Erst muss der Mensch krank werden, dann kommt der Tod. Dabei ist es egal ob die Krankheit Herzinfarkt, Krebs oder Grippe heißt, ein Tod ohne Krankheit ist nicht vorstellbar. Wie denn auch. Der Tod wird pathologisiert und ohne Krankheit, also gesund kann man nicht über die Schwelle schreiten.

Was heißt das konkret? Immer weniger Menschen besinnen sich auf ihre Intuition, spüren den Tod kommen, bereiten sich vor, nehmen Abschied, schlafen friedlich ein. Immer mehr Menschen erleiden schmerzhafte Qualen, langfristige Sterbeprozesse, monatelange drogenunterstützte Dämmerzustände, bevor sie vom Tode erlöst werden. Nun gibt man gern die verlängerte Lebenserwartung an, die die Zunahme von Krankheiten im Alter scheinbar deutlich fördern soll. Doch dieser Aussage möchte ich nicht folgen, denn eine Verlängerung des Lebens ist nicht zwangsläufig mit Entstehung von Krankheit gleichzusetzen. Erst ein anderer Faktor schließt das Tor zum Verständnis auf. Die Lebensweise. Forschungen zu einer gesunden Lebensweise bis ins hohe Alter sind rar, aber vorhanden und belegen die Möglichkeit des Sterbens aus einem gesunden Zustand heraus. Monetäre Interessen einer riesigen Pharmaindustrie haben wenig Vorliebe für das Ausbreiten solches Gedankenguts unter den Menschen. Zufolge einer Studie der Bertelsmann Stiftung 2014 (pdf in der Anlage) sterben rund 50% der Menschen in Deutschland in Krankenhäusern. Das steht natürlich im krassen Widerspruch zu den Wünschen der Menschen, die befragt angeben, dass ca. 75% zu Hause bei ihrer Familie sterben möchten. Ca. 30% sterben in Pflegeheimen und nur 25% , Tendenz abnehmend, können daheim, in ihrer gewohnten Umgebung Abschied nehmen und sterben.

Hat sich die sogenannte Hölle oder das Fegefeuer vielleicht schon ins Erdenleben geschlichen, um von sich aufmerksam zu machen, ehe wir Menschen in unser modernes NICHTS hinabgleiten? Eine nähere Betrachtung dieses Gedanken wäre sicher aus psychologischer Sicht interessant aber an dieser Stelle möchte ich es nicht vertiefen.

Kommen wir nun zurück zur Tradition, zu den hilfreichen Riten, die tiefe menschliche Weisheit bündeln, uns einbetten in den Gesamtkontext des Kreislaufes des Lebens und uns so den richtigen Platz zuweisen, der uns Halt und Orientierung gibt im geordneten Chaos der Schöpfung.

Was passiert mit den verstorbenen Menschen? Verstirbt ein Mensch zu Hause, so stellt der Hausarzt oder Bereitschaftsarzt den Tod fest. Danach, recht zügig kommt der Bestatter klärt die Angelegenheiten und nimmt den Verstorbenen mit, legt ihn in ein Kühlhaus, bis die weitere Vorgehensweise durchgeführt wird. Nun ist der liebe Mensch weg. So schnell! Nach einem gemeinsamen Leben, einfach weg, innerhalb von zwei bis drei Stunden. Die nächste und letzte Begegnung, auf die die Angehörigen bangend warten, um Abschied zu nehmen, ist üblicherweise die Trauerfeier in der Kapelle des Friedhofes, am Tage der Beisetzung. Doch wovon verabschieden wir uns dort? Was passiert bei dieser Feierstunde, die 30 min andauert? Hier sitzen wir der Urne oder dem verschlossenen Sarg gegenüber. Manchmal lächelt uns ein attraktives Foto des Verstorbenen aus guten Tagen entgegen, nach der Devise: behalten wir ihn oder sie in Erinnerung so wie er oder sie war.

Dem ist grundsätzlich nichts entgegenzusetzen außer, dass etwas fehlt. Natürlich behalten wir den Verstorbenen in liebevoller positiver Erinnerung, das ist klar und in unserem ganzen Wesen psychologisch so angelegt. Aber wir haben etwas vergessen. Wir haben den Tod nicht begriffen. Die Dimension des Todes, das Verständnis, was es bedeutet, wenn die Seele den Körper verlässt, das Begreifen des verlassenen Körpers und vor allem das Erfühlen der noch anwesenden Seele, das alles fehlt uns. Es geht dabei natürlich auch darum, den Abschied und das Endgültige zu verstehen, aber es geht auch darum, den Prozess des Todes am Ende des Lebens als das große Finale zu erleben. Der Tod ist das Ziel des Lebens. Durch den Tod wird die Seele befreit.

Der Geist ist zeitlebens frei, auch wenn er durch system- oder selbstgebaute Mauern sich einengt, so kann er auch schon während des Lebens auf Wanderschaft gehen. Die Seele ist nur nachts beweglich. Im Lichte der Sonne, im Tagesbewusstsein, sind wir in den Körper eingebunden. Die Enge des Körpers, die die Seele festhält, wird mit dem Zeitpunkt des Todes überwunden. Die Seele steigt heraus. Wenn wir Menschen wieder darauf unsere Aufmerksamkeit richten, wenn wir unsere geistigen Fühler ausstrecken, um den Weg der Seele unseres lieben Verstorbenen zu folgen, so werden wir dies ggf. erleben! Das ist kein esoterischer Quatsch, sondern eine reale Erfahrung, die unseren Vorfahren bewusst und klar vor Augen stand. In vielen Kulturen wird der Austritt der Seele gefeiert mit einem Fest, welches vom tiefen Verständnis vom Leben zeugt. Bei uns ist da NICHTS, weil die Wissenschaft es uns sagt und wir alle unsere Sensoren aus diesem Feld zurückgezogen haben. Eine gegenteilige Erfahrung wird uns dadurch unmöglich.

Ich möchte Sie begleiten und unterstützen, diese ganz subjektive Erfahrung wieder für sich selbst zu entdecken und dem Geheimnis des Lebens, welches sich an der Schwelle des Todes, an der Schwelle des Übergangs offenbart, zu folgen und damit zu einem tiefen Verständnis des Lebens und der ewigen Verbundenheit mit dem lieben Verstorbenen zu gelangen.

Was es braucht ist Zeit und Mut. Zeit den natürlichen langsamen Bewegungen der Seele zu folgen, die sich innerhalb von Stunden vom Körper löst, Zeit, die eigenen inneren Botschaften wahrzunehmen, dem eigenen Körper und dem toten Körper zu lauschen, Zeit, für die Wahrnehmung der feinen Schwingungen und Prozesse am Totenbett. Und es braucht Mut, all diese äußerlich stillen aber in uns so lauten Gefühle auszuhalten, sie liebevoll anzunehmen und sich mit dem Prozess des Übergangs zu verbinden, sind einzulassen, um zu einem Einverständnis zu gelangen, Abschied zu nehmen, in dem sichern Wissen, dass der Abschied nur ein Wandel der Beziehung zum Verstorbenen ist.

Ich bin bei Ihnen, helfe Ihnen ihre Ängste vor dem Tod zu überwinden und hinter die Barriere zu schauen, die sich aber nur durch das wirkliche Tun erschließt. Die notwendige Zeit bekommen wir vom Gesetzgeber, der 36 Std. einräumt, in der sich die Angehörigen von ihrem Verstorbenen zu Hause, in den eigenen vier Wänden, verabschieden können, in einer liebevollen und vertrauten Umgebung. Das ist auch eine Zeit in der ggf. Freunde, Verwandte, Nachbarn und auch Kollegen eingeladen werden, um Abschied nehmen zu können.

 

Lassen Sie sich beraten und informieren, zu Lebzeiten, jetzt für dann, wenn das große Finale stattfindet.

Ich möchte Ihnen dabei helfen eine gute Entscheidung zu treffen, schreibe hier Texte mit Informationen, die den Blick öffnen können und Verständnis und Einsicht in alte Rituale erwecken. In Vorträgen informiere ich über die Themen Sterben – Tod – Jenseits und im persönlichen Gespräch berate ich Sie gern. Für die Hausaufbahrung komme ich zu Ihnen nach Hause und führe das Abschiedsritual „Der letzte Liebesdienst“ durch oder begleite Sie bei Ihrer individuellen Abschiedsnahme. Die Totenwäsche ist ein wichtiger Bestandteil „Des letzten Liebesdiensts“, sowie auch die Salbung und das Einkleiden. Mit liebevollen Worten wird die Seele auf ihre Reise geschickt, verabschiedet und gesegnet. Dazu braucht es keine Religionszugehörigkeit oder einen Pfarrer, dazu braucht es eine innere Einwilligung, den Gesetzen des Lebens zu vertrauen und die Liebe über den Verstand und gesellschaftliche Konventionen zu erheben. 

Beim letzten Liebesdienst können Verletzungen geheilt und Vergebung geübt werden. Frieden ist das Ziel dieses Rituals, Frieden zwischen den Hinterbliebenen und Frieden mit dem verstorbenen Angehörigen. Alles darf gesagt werden und all die Verletzungen, die wir Lebenden uns hier auf dieser Welt gegenseitig zufügen, verändern sich im Lichte des Todes. Aber diese letzte Erfahrung müssen sie selbst erleben, indem sie bleiben, aushalten, wahrnehmen.

Ich helfe Ihnen dabei.

Ihre Ines Sperling
Totenfrau.de

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