Mexikanisches Totenfest 2018

ein leckeres Totenbrot aus Weizen und Maisteig
Totenbrot, die traditionelle Speise der Toten und Lebenden

Wieder veranstaltete der Verein Calaca e.V. das traditionelle Totenfest hier in Berlin vom 2.-4. November 2018 im TAK Berlin. Drei Tage lang feiert man zusammen mit den Toten, die für diese Zeit aus dem Jenseit zu uns kommen und uns einmal im Jahr besuchen, ein großes Fest. Die Veranstaltung des Calaca e.V. basiert auf dem orginalen mexikanischen Tradition, dem Tag der Toten, Dia de Muertos, welches 2003 von der Unesco zum Meisterwerk des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit ernannt wurde. 2008 wurde es in die Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit übernommen.

auch tote Damen schmücken sich gern
Schön bleibt schön, auch nach dem Tode

Die Feierlichkeiten in ihrer traditionellen Form gelten als bedroht. Das aus Nordamerika kommende Halloweenfest, ein kommerziell ausgerichtetes modernes Fest, überformt auch hier den traditionellen Brauch des „Tages der Toten“. Der Verein Calaca e.V. möchte diese Tradition international bekannt machen und seinen eigenen Landsleuten die Gelegenheit geben, diesen Brauch auch hier in Deutschland zu leben.

Der Saal war brechend voll, das Interesse an diesem Ritual groß. Nachdem das letzte Jahr keine Veranstaltung durchgeführt wurde, freuten sich die Gäste dieses Jahr besonders auf das gemeinsame Feiern der Rückkehr der Toten. Liebevoll vorbereitet und durchgeführt vom Verein, alles in ehrenamtlicher Arbeit, war der Saal mit selbstgebastelter Dekoration geschmückt, Essen gekocht und Getränke besorgt. Ein musikalisches Programm inspirierte die Gäste zum mittanzen und die Stimmung war warmherzig, offen und voller Freude. Zuerst wurde der Altar eröffnet, dazu bliesen die Männer auf Muscheln, Frauen rasselten mit traditionellen Instrumenten der einheimischen mexikanischen Bevölkerung. Weihrauch wurde geräuchert und die Toten gerufen. Dann durften die Gäste eine im Rauch des Weihrauch geweihte Kerze anzünden und zusammen mit ihren mitgebrachten Bildern von lieben Verstorbenen oder kleinen Andenken auf dem Altar plazieren. Danach gab es Musik, ein kleines Theatherstück, über den „Tod und Roswitha“. Eine angenehme Atmosphäre trotz der vielen Leute und eines großen lebendigen Durcheinander rundeten die Veranstaltung ab. Am Sonntag war dann Familientag. So viele Kinder, von ganz kleinen, gerade geborenen, bis zu Jugendlichen, Eltern, Großeltern, alles war vorhanden in reichlicher Zahl. Auch an diesem Tag wurde wieder zeremoniell der Altar eröffnet und danach mit Musik und einem Interview mit der Todin das Publikum unterhalten aber auch informiert über den Sinn und Inhalt des Totenfestes. Dann kam der Tanz der Skelette, bei dem wie bei einer Polonaise die Schlange sich durch die Massen wand. Kinderschminken und Basteln waren Zusatzangebote für die Kleinen und wurden gern angenommen. Das Fest wurde in spanischer und deutscher Sprache gefeiert und alle waren am Ende zufrieden, hatten Spaß und Freude und hoffentlich die Toten, die zu diesem Fest geladen waren, auch.

Die große Resnonaz auf dieses zeremionelles Fest zeigt, dass das Bedürfnis auf eine Auseinandersetzung mit dem Tod in allen Altersgruppen vorhanden ist und der freudvolle und gesellige Umgang mit dem Tod eine sehr beliebte Form darstellt. Hier verknüpfen sich Leben und Tod in einer sehr lebendigen feierlichen Weise. Der Kontrast zum Umgang in unserer Kultur mit den Verstorbenen, überwiegend geprägt durch christliche, katholische oder evangelische Einflüsse ich unübersehbar und von großer Deutlichkeit.

Viele Menschen, besonders auch die jüngere Generation wollen den düsteren, schweren, leidvollen Umgang mit dem Tod nicht mehr und sehnen sich nach neuer Orientierung. Da kommt das traditionelle Totenfest der Mexikaner gerade recht. Aber auch nur ein Interesse an anderen Sitten und Bräuchen lässt das Fest zu einem unvergesslichen Erlebnis für die Besucher werden.

Herzlichen Dank an alle Mitwirkende und den Verein, der diese drei Abende zu einer so wundervollen Erfahrung gemacht hat. Wir kommen gern wieder.

weiter Infos: wissen/totenkult

und wer den Verein direkt kennenlernen möchte: Calaca e.V.

 

 

tote Schönheit, eben doch ganz Frau komm trink mit mir Schutzgottheit 

 

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