Die Dimension des Lebens I

Die Dimension des Lebens I

…von Geburt über Tod bis zur neuen Geburt

Über Leben und Tod zu schreiben bzw. zu lesen ist zu einer Jahreszeit, wie dem Sommer nicht so einfach. Andere Interessen stehen im Vordergrund: Badesee, Eisessen, Cocktail schlürfen, mit Menschen lange im Biergarten sitzen…  quatschen, Urlaub, verreisen ect. p.p.. Es ist nicht die Zeit sich mit dem Thema Leben und Tod auseinander zusetzen.

So ist es auch über die Lebensspanne gesehen. Menschen, die sich im Frühling ihres Lebens befinden, die Jugendlichen oder auch Menschen, die gerade der Sommer erwärmt, die Erwachsenen bis zur Lebensmitte, möchten von diesem Thema noch nichts wissen. Sie sind in ihrer Aktivität, im Aufbau; freudige Lebensprogression. Unsere Gesellschaft hat sich in ihrer Gesamtperspektive auf diese beiden Lebensgruppen eingestimmt und angepasst. Jugendwahn für die über 50 jährigen heißt, lifting, SchönheitsOP & Co. Nach dem Motto: Jeder möchte alt werden aber niemals alt sein. Mütter sehen wie ihre Töchter aus, 60 jährige treiben sich in Jugenddiscotheken rum. Wandelnde Ersatzteillager werden in den Medien als Vorbilder angepriesen.

Das Ganze hat noch eine Rückseite der Medaille – es existiert eine gesamtgesellschaftliche Verdrängung des Alterns. Altern und Sterben haben mittlerweile einen Tabustatus bekommen. Überall wo sich dieses Thema zeigen möchte, wird es bekämpft, verdrängt, in Heime gesteckt, aus der Arbeitswelt ausgeschlossen, sogar aus Familien „out gesourct“ auf neudeutsch. Doch in Wartezimmern von Ärzten kann man es entdecken oder in Apotheken. Von Straßen ist es weitestgehend verbannt. Obwohl sich ein Trend zum Rollator zeigt, der nicht nur den alten Gehstock ersetzen will, sondern gleichfalls auch Einkaufskorb, Sitzmöglichkeit und Laufhilfe bietet. 500000 Rollatoren und mehr werden pro Jahre in Deutschland mittlerweile verkauft. Wenn man bedenkt, dass es diesen erst seit der 90er Jahre gibt, ein richtiger Marktrenner.

https://lambkin.files.wordpress.com/2011/02/rollator4.jpg

http://lambkin.wordpress.com/2011/02/19/tiefer-breiter-schneller/ (für die die es nicht so ernst nehmen).

Doch noch einmal zurück zum Sommer und den schönen Seiten des Lebens. Auch wenn wir im Sommer das dolce vita des Jahres feiern, vergessen wir doch nicht die Ernte einzubringen. Natürlich nicht jeder, aber die, die in der Landwirtschaft arbeiten, die, die einen Garten haben oder die Menschen, die in der Forstwirtschaft beschäftigt sind. Dieser Prozess ist wichtig, damit wir im Winter nicht unvorbereitet ohne Reserven und Vorräte dastehen. Niemand würde das vergessen, denn das bedeutet im Winter abspecken, hungern, ja im schlimmsten Fall, den Winter nicht zu überleben. An den Winter denken, Vorsorge treffen, sich vorbereiten ist Normalität unter uns Menschen. Ich kenne sogar Menschen, die jetzt schon Weihnachtsgeschenke einkaufen, um so ganz auf der sicheren Seite zu sein 🙂 und dem Weihnachtstress auszuweichen.

Lust und Genuss am Sommer steht in Kombination mit Weitsicht und Einsicht in den Gesamtkreislauf des Jahres. Astrologisch gesehen gibt es eine Kombination aus wilder ungezügelter Löwelebenslust, Expansion um jeden Preis (Feuer-Prinzip), mit der klaren Weitsicht und strukturierten Ordnung des Jungfrau-Prinzip (Prinzip Erde) in Hinblick auf den kargen Steinbock im Januar.

Wie konnte es also passieren, dass wir diesem organischen Kreislauf, in der Symbolik auf unsere gesamte Lebensspanne nicht mehr folgen. Wieso verdrängen wir das Prinzip Steinbock in unserem Leben, anstatt uns damit auseinander zu setzen, uns vorzubereiten, es als ein Teil des Lebens zu akzeptieren und einzugliedern? Was bedroht uns daran so sehr?

Es ist das Thema Tod. Tod in seiner unumstößlichen unbarmherzigen Unüberwindbarkeit. Saturn in all seiner Härte. Seit dem Menschen ihr Tod zu Bewusstseins gekommen ist, gibt es in ihm eine Angst vor dieser unkontrollierbaren Situation. Kontrolle ein Aspekt, welcher das Thema Vertrauen weitestgehend abgelöst hat. Kontrolle des Alltags, des Gewichts, der Leistung, der Körperfunktionen, des Wetters, Geburtenkontrolle usw. usw. um nur ein paar Punkte zu erwähnen. Das Zauberwort heißt dazu Versicherung. Versicherung für alle Lebenslagen bis hin zu Versicherungen für Beine z.B bei Mariah Carey für 1Mrd Dollar. (gefunden bei http://www.bild.de/ratgeber/job-karriere/job-und-karriere/po-haare-beine-promis-jlo-mariah-carey-troy-polamalu-14682104.bild.html) Aber nicht alles lässt sich heute schon kontrollieren. Naturgewalten und der Tod gehören dazu. Leider oder Gott sei dank?

In allen Religionen und früheren Kulturen spricht man von einer Überwindung des Todes. Tod als Wandel, als Umbruch, Metamorphose. Doch seit der Zeit der Aufklärung wollen wir davon nichts mehr wissen. Seitdem das wissenschaftliche Postulat regiert und wir keine wissenschaftlichen Beweise für ein Leben nach dem Tod oder auch von Gott und allen spirituellen Ebenen vorweisen können, versuchen wir das Thema aus unserem Bewusstseinshorizont zu verdrängen. Dabei ist es doch sichtbar, dass es nicht darum geht, ob es ein Leben nach dem Tod gibt oder nicht, denn das ist rein statistisch gesehen 50:50 Prozent Wahrscheinlichkeit. Es geht vielmehr um die Tatsache, dass wir es nicht belegen noch widerlegen können mit unseren analytischen, objektivierenden Methoden.

Einzig und allein aus diesem Grund hat sich der Wandel vom gläubigen zum „aufgeklärten“ Menschen vollzogen. Der Glaube an die Wissenschaft hat den Glauben an Gott verdrängt. Die Wissenschaft ist unser Gott und die sagt, nach dem Tod kommt nichts, weil wir nichts nachweisen können.

Dieses NICHTS hat aber fatale Folgen im Umgang mit dem Tod. Auf NICHTS muss man sich auch nicht vorbereiten. Man muss sich nicht mit dem Thema auseinandersetzten, denn es gibt ja NICHTS mit dem man sich auseinandersetzen könnte. Und man weiß auch über NICHTS nichts zu reden mit den Betroffenen, die im Sterben liegen, über das was sie erwartet. Das es dennoch große Angst macht, scheint doch den Aspekt nahe zu legen, dass die Idee des NICHTS spätestens dann, wenn es so weit ist und sich der Tod ankündigt, durch ein kleines Stimmchen in uns Menschen angezweifelt wird. Denn das NICHTS sind ja wie gesagt nur 50 Prozent. Und jeder Mensch hat soviel Verständnis von der Welt, dass es ihm doch irgendwann einmal klar wird. Und nun kommt die zweite fatale Situation. Bekomme ich eine Idee von einem „DANACH“, dann fällt mir als europäischer Erdenbürger ja meist das nächstliegende nach dem NICHTS ein und das ist Himmel und Hölle aus unserem christlichem Glauben. Dazu für Normalverbraucher vielleicht noch Worte wie Fegefeuer, Erbschuld, Sünde usw. usw.. Wenn dies dann in den Köpfen der Betroffenen auftaucht, kann ich mir vorstellen, dass das NICHTS die noch tröstlichere Variante des „DANACH“ darstellt und mit der Aufklärung auch die Flucht ins NICHTS die bessere Vorstellung als das Fegefeuer und das jüngste Gericht darstellt. – Eine verzwickte Situation in unserer Gesellschaft.

Dabei muss man eigentlich nur ein wenig graben, den Schutt der letzten Jahre (1000 Jahre) wegräumen, um bei ganz anderen Glaubensätzen fündig zu werden. Dazu gehört aber etwas Mühe und Vorbereitung. Und wegen der besseren Psychohygiene sollten wir Menschen uns diese kleine Mühe gönnen, mit dem Ziel eines wahrhaft menschlichen Übergangs in den Tod und in ein Jenseits weit ab vom NICHTS und vom Fegefeuer und der Last der Sünde …

Fortsetzung folgt

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