Suizid und das Trauma

Suizid – und andere Traumata im Zusammenhang mit Tod und Sterben

Eine der dramatischsten Todesarten ist der Selbstmord. Der Mensch ermordet sich selbst. Er setzt seinem Leben bewusst und absichtlich ein Ende. Er steigt aus, aus seinem Körper und macht sich auf die Reise obwohl seine Zeit hier auf der Erde noch nicht abgelaufen ist. Zu dieser Handlung gibt es aus dem Erfahrungschatz unserer Vorfahren und den Religionen diverse Hypothesen und Vorstellungen. Diese werden an anderer Stelle diskutiert. Siehe:  Wissen – Suizid

Diese Entscheidung trifft der Betroffene in den allermeisten Fällen mit sich allein. Er / Sie schließt die Anderen, seine Mitmenschen, Angehörigen, seine Familie von seinem Vorhaben aus.  Diese werden dann lediglich mit dem Resultat, dem toten Körper, der verstorbenen Person abrupt konfrontiert. In den meisten Fällen führt dies bei den Angehörigen zu einem Schock mit schweren Traumata mit Schuldgefühlen, Zweifeln, emotionalen Instabilitäten und diversen starken körperlichen Symptomen. Dabei ist es unerheblich, ob der/die Angehörige den Verstorbenen selbst findet oder ob erst später durch die Polizei oder durch mündliche Mitteilung davon Kenntnis erlangt wird. In beiden Fällen, hält der Lebensfilm an bzw. wird unterbrochen und gerät ins Stocken. Eine Rückkopplungsschleife entsteht. Der /Die Angehörige hat entweder das letzte Bild des toten Körpers als Fixum abgespeichert, oder das Bild des letzten Kontaktes, mit dem noch lebenden Menschen im System fixiert. Oftmals fehlt jeglicher emotionaler Zugang, denn die Situation war ein Schock mit entsprechender Dissoziation. Seelenanteile gehen in diesem Moment verloren, werden energetisch abgespalten und müssen nachträglich wieder zurückgeholt werden.

„Wenn er/sie doch wenigstens mit mir gesprochen hätte, so hätten wir doch eine Lösung gefunden.“ Dieser Satz ist einer der häufigsten, den ich in diesem Kontext zu hören bekommen. Aber genau das ist der Sachverhalt. Der Selbstmörder wollte keine Hilfe von dem Angehörigen! So vielfältig die Gründe dafür auch sein können. Wenn eine Verantwortungsübernahme durch den Hinterbliebenen dennoch stattfindet, so reißt diese Vorstellung, dass sich der Suizident in seiner Not nicht anvertraut hat, das letzte Quäntchen Selbstwert des Hinterbliebenen kaputt. Schmerz, Unverständnis, vor allem aber Wut sind die Folge. Denn zum schrecklichen Suizid kommt nun auch noch der Vertrauensbruch, den man so niemals erwartet hätte.

Ein Trauerprozess kann nicht einsetzen, da das Trauma, die folgende seelische Trauer blockiert.  Viele  stecken fest in wiederkehrenden Selbstzweifeln, Wut, Traurigkeit, Mitleid, Hass, Scham, Selbstvorwürfen, Schuldgefühlen usw.

Oft haben Patienten noch Jahre später dieses Thema nicht verarbeitet und leiden an chronischen Spätfolgen, in der Hauptsache unter Energieverlust und Depressionen. Solche werden meist nicht erkannt und von der Schulmedizin als somatische Beschwerden behandelt, ohne Besserung. Der nicht verarbeitete seelische Schmerz, die nicht durchlebte Trauer werden entweder abgespalten, verschoben ins Unbewusste (im Keller deponiert) oder sie toben sich als psychosomatische Störungen auf der körperlichen Ebene aus, mit Schmerzen, Herzbeschwerden, Blutdruckbeschwerden, Tumore usw. In den meisten Fällen kann man beide Phänomene gleichzeitig wahrnehmen.

Eine Aufarbeitung des Traumas und das Durchleben der anschließenden Trauer, sowie das Zurückholen der verschwundenen Seelenanteile und die Versöhnung mit dem Verstorben sowie das Verzeihen sind die wichtigen Komponenten, um wieder die eigenen energetischen Kapazitäten im vollen Umfange nutzen zu können und in ein neues anderes Leben hinein zu wachsen. „Hinein wachsen“ ist dabei der richtige Ausdruck, weil das Durchleben dazu führt, dass wir uns weiter entwickeln, meist auch Qualitätssprünge schaffen, das heißt, wir werden in gewisser Weise eine andere Person sein. Wir werden über solche Krisen Einsichten und Zugänge zum Leben erhalten, die ohne solch schwere Erlebnisse uns nicht zugänglich sind. Warum gerade uns so etwas passiert, ist auch hier ein zentrales Thema der Fragestellung an das Leben und den Schöpfer.

Die Abläufe bei einem Trauma sind der Versuch des Organismus die Integrität des Selbstbildes aufrecht zu erhalten, obwohl im Außen, die Realität schon zu einer völligen Destabilisierung und Neuorganisation des Selbst aufgerufen hat. Die Heftigkeit des Ereignisses übersteigt in diesem Moment unsere Ressourcen, um diesen Entwicklungsschritt unbeschadet  zu bewältigen und die Reorganisation zu gewährleisten. Die Aufrechthaltung des psychischen Zustandes vor der traumatischen Situation, braucht aber so einen immensen Lebensenergieverbrauch, dass mittelfristig  somatische Schädigungen unausweichlich sind. Die Reparaturmechanismen des Körpers funktionieren zwar zuverlässig und sicher, fordern aber auch von dem Menschen eine durchaus andere und teilweise eingeschränkte Lebensweise, die mit dem vorhergehenden Leben nicht mehr kompatibel ist.  Durch die Selbstregulation des Organismus werden viele verschiedene Regelkreise verändert. Das Ziel ist auch die Selbstheilung. Das gelingt in unterschiedlichem Maße und in unterschiedlicher Zeit. So kann ich berichten, dass Menschen, die mit starken Traumata in jungen Jahren  im zweiten Weltkrieg konfrontiert worden sind, jetzt 70 Jahre danach in einem sehr geschützten Rahmen bereit sind, sich dieses Traumata anzuschauen und Heilung geschehen zu lassen.  Durch die lange Lebensspanne und die Zunahme an seelischer Kompetenz, scheint es jetzt an der Zeit, den Deckel der Pandora wieder zu öffnen. Denn erst jetzt ist eine Selbstwert unbeschädigende  Verarbeitung möglich.

Mit der Hilfe der Methode von EMDR oder EFT können schon recht zeitnah verschiedene heilende Prozesse in Gang gesetzt werden, die eine Ausdehnung des Traumas über die gesamte Lebensspanne mit dem entsprechenden Energieverlust verhindern.

Wenn Ihnen solche oder andere schlimme Situationen im Zusammenhang mit Tod und Sterben begegnet sind, dann lassen Sie sich von mir beraten.

Gleichzeitig gibt es aber auch Traumata für den Verstorbenen, ggf. durch Suizid aus dem Leben geschiedenen Menschen. Diese Komplikationen werden unter dem Thema Besessenheit oder Clearing behandelt.