Jedermann – Das Spiel vom Sterben des reichen Mannes

Der Tod in der Kunst
Jedermann

Jedermann ist in seiner ursprünglichen Form ein Theaterstück von Hugo von Hofmannsthal, das am 1. Dezember 1911 im Berliner Zirkus Schumann uraufgeführt wurde. Das Stück wird jedes Jahr bei den Salzburger Festspielen, auf dem Platz vor dem Dom aufgeführt, die von Max Reinhardt und Hugo v. Hofmannsthal 1920 begründeten wurden. Als Vorlage für das Stück dienten Hofmannsthal ein englisches Mysterienspiel  Everyman. A Morality Play, aus den zwanziger Jahren des 16. Jahrhunderts und die Comedi vom sterbend reichen Menschen von Hans Sachs sowie Lieder des mittelalterlichen Minnesangs. Weitere Aufführungsorte sind Mondsee, Hamburg und seit 2014 auch Wismar. Zwischen 1987 und 2014 gab es die Berliner Jedermann Festspiele. Die Aufführungsorte war en diverse Kirchen, später dann der Berliner Dom.

Der Tod eines reichen Mannes stellt den Mittelpunkt des Dramas dar. Archetypen, wie in den spätmittelalterlichen Mysterienspielen, z.B. der Tod, der Gott, der Mammon, „die guten Taten“ , der Teufel, der Glaube usw. werden eingesetzt, um mit dieser Symbolik das Geschehen zu gestalten. Durch diese Personifikationen wird die Handlung stilisiert und von Nebenfloskeln befreit, auf das wesentliche Geschehen konzentriert. In einer Allegorie wird das christliche Weltbild nachgezeichnet, welches als Hintergrund der dramaturgischen Handlung eine moralische Wertung von „Gut“ und „Böse“ bzw. „Richtig“ oder „Falsch“ erkennen lässt. Der Tod als der Bote Gottes, der im Auftrag seines Chefs den reichen Jedermann vor das göttliche Gericht zitieren möchte, um dessen Allmacht zu demonstrieren und die Menschen, die vom Glauben abgefallen sind, wieder an ihn zu erinnern.

Jedermann ist reich. Er möchte sich ein neunen Lustgarten kaufen, den er seiner Geliebten schenken möchte. Auf dem Weg zum Käufer begegnet ihm ein armer Nachbar der ihn um ein wenig Geld bittet. Jedermann gibt ihm einen Schilling und weist ihn dann ab. Auch einen Schuldner, der ihm über den Weg läuft entlastet er nicht, sondern fordert unnachgiebig seine Schulden von ihm ein. Er ist unbarmherzig und hart. Die Frau des Schuldners bittet um Erbarmung. Eine Begegnung mit seiner Mutter erfreut ihn ebenso wenig, denn sie hält ihm sein schlechtes gottloses Verhalten vor. Die Sache mit dem Lustgarten wird verworfen. Seine Buhlschaft kommt, um ihn zu einem Fest zu holen. Dort fühlt sich Jedermann unwohl und kränklich. Er allein hört plötzlich Glockenläuten und jemand ruft seinen Namen. Er glaubt er würde halluzinieren, doch die Sache ist für Jedermann bitte Realität. Es ist der Tod, der plötzlich vor ihm steht und ihn auffordert mitzukommen. Jetzt wird es Jedermann bewusst, dass sein Leben Konsequenzen hat und er sich vor dem göttlichen Gericht verantworten soll für seine Taten, die er im Leben unternommen hat. Jedermann versucht zu fliehen. Doch es gelingt ihm nicht. Er versucht mit dem Tod zu verhandeln, auch das misslingt und dann erbittet er sich eine gewisse Zeit, um „das Sterben zu lernen“ und sich einen Verbündeten, einen Anwalt zu suchen für das göttliche Gericht. Der Tod gibt ihm eine Stunde Frist.

In dieser Zeit versucht Jedermann seinen Knecht und seine beiden Vetter zu überzeugen, mit auf die Reise zum göttlichen Gericht zu kommen. Sie weigern sich natürlich. Auch seine Geliebte möchte ihm nur im Leben aber nicht darüber hinaus treu sein. Sein geliebtes Geld, der Mammon, erklärt hier auf Erden zu bleiben und ihn an der Schwelle zum Tod zu verlassen.

Jedermann ist verzweifelt, fühlt sich allein. Da kommt aus einer kleinen Ecke eine schwächliche kleine Frau, „seine guten Taten“, die ihm verspricht ihm zu folgen und ihn zum Gericht zu begleiten. Da Jedermann sie eher vernachlässigt hat, ist sie nicht guter Kraft. Aber sie hat eine Schwester, „den Glauben“ und auch sie würde sich bereit erklären ein gutes Wort einzulegen vor Gott. Diesen Strohhalm ergreift Jedermann, versucht zu Gott und seinem Glauben zu finden. Schnell aber kommt der Teufel daher und will nach der Seele von Jedermann greifen um ihn hinab in die Hölle zu reißen. Doch Gott erbarmt sich seiner und rettet ihn im letzten Moment vor den Höllenqualen.

Viele verschiedene Inszenierungen, gespickt mit unterschiedlichen Schwerpunkten gibt es. Eine gelungene Inszenierung war die des jungen Ensembles beim jährlichen Events: Oper Oder Spree Anfang August 2018. Hier nimmt der Tod, dargestellt als Todin, den zentralen Platz ein. Gott, Geld und die Geliebte sind die drei weiteren wichtigsten Mitgestalter des Dramas. Besonders ansprechend fand ich die Übertragung des Stücks ins Musiktheater, das dem hervorragenden Können der Interpreten voll gerecht wurde.  Ein erlebnisreicher und unterhaltsamer Abend unter freiem Himmel mit wunderschöner Kulisse der Burg Beeskow. „Jedermann – Ein Musical vom Sterbenlernen“ von Wolfgang Böhmer (Musik) und Peter Lund (Text) nach Hugo von Hoffmannsthal.